The “Ute”
Der australische Mann, insbesondere wenn er ein Handwerker ist, muss einen Ute fahren. Ein Ute ist die Kurzform für “utility vehicle”, wie er nun auch in Deutschland als “SUV” (Sport Utility Vehicle) vorkommt. Bei uns besser bekannt als “Pickup”
Allerdings war ein Ute ursprünglich die Bezeichnung für eine besondere Art des Pickups. Traditionell bezog sich der Begriff auf Fahrzeuge, die auf einem Pkw-Fahrgestell aufgebaut sind und bei denen die Ladefläche in die Karosserie integriert ist. Es handelt sich somit nicht um einen Lkw, sondern um einen Pkw mit offener Ladefläche. Der heutige Gebrauch des Begriffs “Ute” in Australien und Neuseeland hat sich jedoch auf alle Fahrzeuge mit einer offenen Ladefläche am Heck ausgeweitet, die in anderen Ländern als Pickup Truck bezeichnet werden würden.
Die Australische ABC hat einen interessanten Artikel über die Geschichte des Utes veröffentlicht (auf Englisch):
…. und eine deutsche Übersetzung:
Der heutige Gebrauch des Begriffs “Ute” in Australien (und Neuseeland) hat sich jedoch auf alle Fahrzeuge mit einer offenen Ladefläche am Heck ausgeweitet, die man mit einem normalen PKW-Führerschein fahren kann. In Deutschland hieß so etwas früher “Pritschenwagen”.
Utes für Handwerker
Nahezu alle Handwerksfirmen haben Utes als Firmenwagen. Das ist recht interessant, da es auch hier in Queensland natürlich regnet (und nicht selten auch recht heftig) und die Straßen staubig sind. Z.B. haben wir unseren Teppich reinigen und waschen lassen, doch konnte er eine Zeit lang nicht zurückgebracht werden, da es ein paar Tage regnete (!). Die Handwerker haben dann oft Aluminiumkisten auf den Ladeflächen, in denen das Werkzeug verstaut wird, damit es vor Regen und Schmutz sowie vor Diebstahl geschützt ist.
Im Gegensatz zu einem Kastenwagen, wie er in Europa bei Handwerkern üblich ist, finde ich das oft unpraktisch. Alles muss immer mit Gurten etc. fest gezurrt werden, damit es nicht von der Ladefläche fällt (das wird jedoch oft nicht gemacht, da zeitaufwändig). Darüber hinaus ist heutzutage ein Ute oft ein allradgetriebener Geländewagen (auch wenn er selten Gelände sieht). Manche Utes wiederum sehen nur nach Allrad aus, weil man das erwartet.
Ursprünglich waren Utes PKW-basierte (einachsig angetriebene) Fahrzeuge mit einer im Heck in den Passagierkörper integrierten offenen Ladefläche, im Gegensatz zu den 4WD-Utes, dessen Ladefläche nicht in den Fahrgastraum integriert ist.
Hoon-Utes
Diese Art Utes gibt es immer noch und in Australien hat sich darum eine Art Kult entwickelt. Sie sieht man meist in grellen Farben und mit allerlei mehr oder weniger schönen und sinnvollen Extras aufgemotzt.
Vor allem im ländlichen Raum ist es üblich, mit Bullbars (heißen hier oft auch Roo-bars), Scheinwerfern, übergroßen Schmutzfängern, Auspuffklappen (die ordentlich Krach machen und nach defektem Auspuff klingen) und UHF-Antennen auszustatten. Die Ladefläche ist dann natürlich nur in den aller seltensten Fällen mit irgendetwas beladen.
Neben dem Fahrer passt nur eine weitere Person in das Auto. Das sollte für die Freundin reichen. In 90% der Fälle fahren auch Männer diese Autos (meist junge), denn als Macho-Mann muss man ja einen Ute haben.
Ebenso ältere Männer folgen diesem Trend zum Ute. Dann ist der Wagen eher ein bulliger Geländewagen mit (meist unbenutzter) Ladefläche, die dann aber oft so klein ist, dass sie erst recht sinnlos ist. Viele Australier sind auch der Meinung, dass man nur mit einem Geländewagen einen Anhänger (z.B. Bootsanhänger oder Wohnwagen) ziehen kann. Ich frage mich, wie die Holländer ohne Geländewagen nur ihre Wohnwagen durch Europa ziehen?
Auch wenn diese Utes eine Ladefläche haben, so kann man dort kaum etwas verstauen. Ich habe bei IKEA (ja, gibt es auch hier) beobachtet, wie Leute Probleme hatten, einfach Regalböden zu verstauen, die ca. 160 cm lang waren (in meinem normalen Auto kein Problem, Sitze umklappen => genug Platz).
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, einen Ute zu kaufen…
Die unter “Utes für Handwerker” abgebildeten Autos sind m.E. nach aber keine Utes, sondern normale Pickups, die auf Geländewagenbasis aufbauen und die man ja auch hierzulande sieht. Utes basieren auf PKWs, im Prinzip sind sie ja Kombis/Limousinen ohne Rücksitz und mit nur zwei Türen… (siehe die Bilder unter “Hoon-Utes”)
MfG
Hallo Monchhichi,
Danke für den Kommentar.
Im ursprünglichen Sinne ist es vollkommen richtig, dass Utes auf PKWs basieren, bei denen die Pritsche in den Fahrzeugkörper “integriert” ist, und von daher die Handwerker-Fahrzeuge nicht als Utes zu bezeichnen wären.
Die heutige umgangssprachliche Verwendung des Begriffs ‘Ute’ hier in Australien hat sich darüber hinaus generell auf Fahrzeuge mit einem offenen Laderaum/ einer Pritsche im Fond ausgeweitet.
In unserem Bekanntenkreis bezeichnen alle (auch die Handwerker) diese Fahrzeuge als “Utes”. Und auch die Werbung der Hersteller hat diesen Begriff für Handwerkerfahrzeuge aufgenommen.