Wohnung/Haus mieten


Anders als z.B. in Deutschland ist es in Australien eher üblich, dass man Häuser oder Wohnungen kauft. Mieten ist eher etwas für eine Übergangszeit. Laut Australian Bureau of Statistics sind ca. 70% Eigentümer und nur 30% Mieter (in Deutschland ist die Quote der Mieter nahezu doppelt so hoch – 43% Eigentümer und 57% Mieter). Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass Mieten in Australien im Verhältnis zum Kaufen relativ teuer ist, man in der Regel immer nur befristete Mietverträge (z.B. 1/2 Jahr oder 1 Jahr) bekommt und das man als Mieter wesentlich weniger Rechte hat, als z.B. in Deutschland. Man muss z.B. den Vermieter vorher fragen, wenn man etwas verändern will, z.B. eine Wand anders anstreichen oder Nägel in die Wand hauen.

Weiterhin habe ich die Erfahrung gemacht, dass Mieter im Allgemeinen keinen guten Ruf haben und die Vermieter sich oft nicht um die Mietsache kümmern.

Übrigens, falls man lieber kaufen möchte, so sollte man bedenken, dass eine “Ausländersteuer” von 3% fällig wird, wenn man noch keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung hat.


Die passende Wohnung, das passende Haus finden

Bevor man anfängt, konkret nach Wohnungen oder Häusern Ausschau zu halten, ist es unbedingt ratsam, sich Gegenden anzuschauen, in denen man sich vorstellen könnte, zu wohnen. Manchmal kommt man dabei dann auch bei einem “open house” vorbei, also einen öffentlichen Besichtigungstermin eines Hauses/einer Wohnung.

Nahezu alle Häuser und Wohnungen werden über Makler vermietet. Es ist sehr selten, dass man mit dem Eigentümer direkt verhandelt oder überhaupt mit ihm Kontakt hat. Aber ironischerweise sind die Makler oft nicht besonders hilfreich gegenüber potenziellen Mietern. Wenn man kein großes Budget hat, ist die meiste Aufmerksamkeit, die ein Makler einem zukommen lässt, eine Liste seiner Mietobjekte und eine Karte von der Gegend.

Annähernd alle Objekte werden sowohl auf der jeweiligen Internetseite des beauftragten Maklers als auch auf der übergreifenden Seite www.realestate.com.au angeboten.

Dort kann man sich dann über Preis, Anzahl der Zimmer, Lage und andere Besonderheiten informieren. Auch gibt es in der Regel mehr oder weniger aussagefähige Bilder der Wohnung / des Hauses. Selten findet man Zeichnungen des Grundrisses oder Informationen zu Alter oder Isolierung der Wände/Fenster (das ist in Australien sowieso kein großes Thema). Hat man sich vorher schon mit den Gegenden allgemein vertraut gemacht, kann man jetzt diesbezüglich schon Präferenzen setzen.

Bei der Auswahl der Anzahl der Räume, sollte man beachten, dass es in Australien gewöhnlicher Weise keine Keller oder entsprechende Stauräume gibt. Auch sind die Schlafzimmer oft so klein, dass gerade mal das Bett hineinpasst und ggf. noch eine kleine Kommode (denn ein Kleiderschrank ist größtenteils immer im Schlafzimmer eingebaut)

Sollte man hier ein Mietobjekt finden, welches einen anspricht, so führt kein Weg daran vorbei, sich das Objekt persönlich anzuschauen. Denn im Internet findet man fast nie Angaben zur wirklichen Größe der Wohnung (z.B. in m²). Und wenn es Angaben gibt, dann ist es nicht selten, dass sie alles mit einschließen (Garten, Terrasse, Garage etc. etc.).

Meist werden die Wohnungen nur in der Anzahl der Schlaf- und Badezimmer beschrieben „Three spacious bedrooms“, wobei es in Australien „in“ ist, möglichst viele Badezimmer zu haben. Nicht selten gibt es ein Badezimmer je Schlafzimmer. Alle Räume außer dem Wohnzimmer und den Badezimmern werden in der Regel als Schlafzimmer bezeichnet (Ausnahmen wie “laundry” bestätigen die Regel). Wie groß diese Schlafzimmer sind, weiß man allerdings erst, wenn man die Wohnung besichtigt hat. Eine Wohnung mit 3 Bedrooms (also eine 4-Zimmer-Wohnung) kann 70 m² oder 120 m² haben.

Eine Einbauküche inklusive Herd, Ofen und Spülmaschine ist normalerweise ebenfalls schon vorhanden. Kurioserweise muss man seinen Kühlschrank immer selbst mitbringen.

Für eine Wohnungsbesichtigung vereinbart man entweder online oder per Telefon (in Australien wird sehr viel telefoniert) einen individuellen Besichtigungstermin oder es gibt einen allgemeinen festen Besichtigungstermin für alle Interessenten, der dann auch meist auf der Internetseite angegeben ist.


Die Wohnungsbesichtigung

Aus eigener leidvollen Erfahrung empfehle ich, bei der Wohnungsbesichtigung auf folgende Dinge zu achten (ggf. sollte man die Wohnung vor Abschluss eines Mietvertrages noch einmal besichtigen, wenn nicht genug Zeit bleibt):

  1. Gehen Sie nicht davon aus, dass alles funktioniert oder dass alles auch wirklich der Beschreibung im Internet entspricht!! Überzeugen Sie sich selbst!
  2. Lassen sich alle Fenster und Türen problemlos öffnen und auch verschließen? Funktionieren alle Schlösser?
  3. Funktioniert die Klimaanlage (ggf. Heizung)?
  4. Eine Telefon- oder Fernsehsteckdose bedeutet noch lange nicht, dass es auch einen Telefon- oder Fernsehanschluss gibt. Fragen Sie auch nach Art der Verbindung (Kabel, ADSL, Antenne etc.). Lassen Sie sich das explizit bestätigen.
  5. Lassen sich alle Wasserarmaturen gut bedienen. Ist nichts undicht?
  6. Zustand von Ofen, Spülmaschine und Herd. Funktioniert alles?
  7. Ist die Nische in der Küche für den eigenen vorhandenen Kühlschrank groß genug?
  8. Fragen Sie nach möglichen Problemen (z.B. Feuchtigkeit oder Undichtigkeiten)
  9. Fragen Sie, warum die Vormieter ausgezogen und wann. Eine lange Zeit leerstehende Wohnung kann ein Hinweis auf ein Problem sein.
  10. Informieren Sie sich über den allgemeinen Zustand des Objekts und der angrenzenden Grundstücke. Wenn es einen großen Veranstaltungsraum direkt nebenan oder ein Grundstück mit einem Haufen Autos und einem großen Schuppen gibt, kann man vernünftigerweise mit Lärm rechnen und sollte vielleicht noch einmal nachdenken.
  11. Welche Nebenkosten fallen an?

Gemäß einer Untersuchung von Choice (einer Verbraucherorganisation in der Art der Stiftung Warentest) und der National Association of Tenant Organisations sind die 10 häufigsten Probleme für Mieter

  1. Schädlinge (Kakerlaken, Motten, Ameisen usw.)
  2. Türen oder Fenster, die nicht richtig schließen
  3. Abblätternde Farbe oder Fliesen
  4. Lecks oder Überschwemmungen
  5. Schimmel, der schwer zu entfernen ist oder wieder auftaucht
  6. Keine Fliegengitter an Fenstern
  7. Schwierigkeiten, die Räume warm zu halten
  8. Schwierigkeiten, die Räume kühl zu halten
  9. Schlösser, die nicht funktionieren
  10. Ein wichtiges Gerät, das nicht funktioniert

Sich für eine Wohnung/ein Haus bewerben

Wenn Ihnen nach einer Besichtigung und nach Klärung von offenen Fragen eine Wohnung/ein Haus gefällt, müssen Sie ein Bewerbungsformular ausfüllen und detaillierte Angaben z.B. zu Ihrem Einkommen/Vermögen etc. machen. Stellen Sie dabei sicher, dass alle gefragten Informationen gegeben werden und auch korrekt sind. Ggf. müssen Sie Nachweise liefern wie:

  • Identitätsnachweis (Reisepass / Führerschein)
  • Einkommensnachweis,
  • Kontoauszüge für die letzten drei Monate
  • Referenzen – einer der wichtigsten Teile der Bewerbung. Dies schließt Ihren derzeitigen Arbeitgeber und möglicherweise einen früheren Vermieter ein. Kommen Sie aus dem Ausland, so sollten Sie ggf. von Ihrem Vormieter und bisherigen Arbeitgeber schon eine Referenz auf Englisch dabei haben

In einigen Fällen wird man gebeten, eine Anzahlung mit der Bewerbung einzureichen. Diese wird zurückgegeben, wenn sie die Mietsache nicht erhalten. Sobald die Referenzen vom Makler überprüft wurden, wird der gesamte Antrag zur endgültigen Genehmigung an den Eigentümer der Immobilie weitergeleitet.


Mietvertrag

Es mag banal klingen, aber lesen Sie sich den Mietvertrag und mögliche Anhänge gut durch, bevor Sie ihn unterschreiben. Wenn Sie etwas finden, das Ihnen nicht gefällt oder nicht ganz verstehen, klären Sie es mit dem Makler oder lassen Sie es von jemandem Dritten prüfen, der sich damit auskennt.

Hier ein paar Hinweise zum Mietvertrag:

  1. Die Miete wird in der Regel wöchentlich gezahlt.
  2. Die Kaution entspricht Im Allgemeinen vier Wochen Miete. Die Kaution im Bundesstaat Victoria ist der Höhe nach nicht begrenzt, wenn die wöchentliche Miete mehr als AUD 350 beträgt. Das gleiche gilt in Queensland, wenn die wöchentliche Miete mehr als AUD 700 beträgt.
  3. Sie müssen in der Regel Ihr Einkommen offenlegen und nachweisen, ggf. mit einem Kontoauszug
  4. Lassen Sie sich wichtige Punkte (z.B. zum Zustand der Wohnung) schriftlich versichern und heben Sie allen Schriftverkehr sorgfältig auf.
  5. Mieter müssen einen Übergabebericht (entry conditon report – eine Art Übergabeprotokoll) vom Makler erhalten, wenn sie einziehen. Prüfen Sie diesen Bericht sorgfältig und vermerken Sie in dem Bericht Schäden an der Mietsache, die nicht aufgeführt wurden. Beachten Sie die Fristen dafür, oft haben Sie nur 3 Tage Zeit! Machen Sie Fotos von eventuell vorhandenen Schäden und dem Zustand der Wohnung allgemein, wenn Sie einziehen.
  6. Mietern kann fristlos gekündigt werden und die normalen Kündigungsfristen sind in ganz Australien unterschiedlich.
  7. Der Vermieter oder Makler darf zwar häufiger die Räumlichkeiten betreten als nach deutschem Recht, doch auch nur aus eingeschränkten Gründen, z. B. aufgrund einer genehmigten Inspektion, zur Durchführung oder Inspektion von Reparaturen oder wenn der begründete Verdacht besteht, dass Sie gegen Ihren Mietvertrag verstoßen haben.
  8. Die meisten Bundesstaaten und Territorien verbieten Mietsteigerungen während eines befristeten Mietvertrags. Eine Ausnahme ist, wenn der Mietvertrag eine Ausnahmeklausel enthält. In allen Staaten und Territorien müssen Mieterhöhungen schriftlich erfolgen.