Sport

Cricket Regeln – einfach erklärt

Jetzt beginnt der Frühling in Australien und damit auch die Cricket-Saison. Angefangen hat es mit den “Ashes” und einem Sieg von Australien. Vor längerer Zeit habe ich schon einmal über Cricket geschrieben. Doch wie funktioniert Cricket eigentlich? Da man in Australien im Sommer beinahe täglich über Cricket stolpert, hier die wichtigsten Cricket Regeln einfach erklärt1:

Bei Cricket muss man in erster Linie Geduld haben. Denn ein Spiel dauert in der Regel bis zu 5 Tage.

Die zehn Länder, welche die offizielle Version des Cricket (Test Cricket genannt) austragen dürfen, wurden allesamt mal von den Engländern in Besitz genommen: Australien, Neuseeland, Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Südafrika und Simbabwe. Das zehnte spielberechtigte Land ist kein eigenes Land, sondern eine Gruppe von Ländern, nämlich British West Indies.

Elf kleine Schlagmänner standen auf dem Oval…

Wenn nun der Uneingeweihte versuchen möchte, Cricket zu verstehen, dann sollte er das Spiel aus Sicht eines Kindes betrachten. Mithilfe von Abzählreimen ist es gar nicht mehr so langweilig. Ziel der einen Mannschaft ist es nämlich, zehn Leute der anderen Mannschaft aus dem Spiel zu werfen.

Man nehme ein beliebiges Stück Grün und stecke ein Oval ab. Das ist das Spielfeld. In dessen Mitte präpariere man einen 20 Meter langen und drei Meter breiten Streifen, den Pitch. An den beiden Enden des Pitches baut man drei Stäbe auf, auf dessen Ende man zwei kleine Querbalken legt. Das ganze nennt man Wicket (erinnert an Bauklötzchen) und sollte aus Sicht der Schlagmannschaft möglichst nicht kaputtgehen. Die Feldmannschaft ist gegenteiliger Meinung und hat sich den Zusammenbruch des Wickets zum Ziel gesetzt.

Jede Mannschaft hat elf Spieler, insgesamt stehen von den 22 jedoch nur 13 Spieler auf dem Platz. Ein Team ist die Feldmannschaft und eine die Schlagmannschaft. Die jeweilige Feldmannschaft spielt in voller Stärke, ganz im Gegensatz zur ihren Gegnern, die sind nur mit zwei Mann auf dem Platz vertreten. Je ein Spieler der Schlagmannschaft steht vor dem Wicket – bereit, es zu verteidigen.

Der Werfer (Bowler) der Feldmannschaft steht an einem Ende des Pitches und versucht aus der Entfernung, das Wicket kaputtzumachen. Als Waffe dient ihm ein kleiner Ball. Den muss der Schlagmann (Batsman) mit dem Schläger abwehren. Wenn er die Hand benutzt, scheidet er aus. Ein ausgeschiedener Schlagmann wird so lange durch einen neuen ersetzt, bis nur noch einer übrig ist.

… da waren es nur noch zehn …

Der neu eingewechselte Schlagmann muss den Ball mit dem Schläger so weit wegschlagen wie möglich. Die neun Feldspieler (Fielder), die sich auf dem Platz verteilen, hechten dem Ball hinterher. Fängt einer von ihnen den Ball, bevor er auf dem Boden auftrifft, dann – ist schon wieder ein Schlagmann weg.

Derweil rennen die zwei auf dem Platz stehenden Schlagmänner zum jeweils gegenüber liegenden Ende des Pitches. Schaffen sie es hinter die Schlaglinie, haben sie einen ‘Run’ gemacht und die Mannschaft erhält einen Punkt (run). Sie können so oft hin und her rennen wie sie wollen, meist machen sie es jedoch nicht häufiger als dreimal. Ist ja auch anstrengend genug.

Ohne jegliche Anstrengung kann die Schlagmannschaft sechs Punkte kassieren, wenn der Ball über den Platz geschlagen wird, ohne den Boden zu berühren. Springt er vorher auf und rollt vom Spielfeld, dann gibt es nur noch vier Punkte. Gewinner ist ganz am Ende auch die Mannschaft mit den meisten Punkten (runs).

… da waren es nur noch acht …

Hin und Her rennen und hinter die Linie zu springen, ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Denn hinter jedem Wicket steht ein Spieler (Wicket-Keeper) der Feldmannschaft, der nur darauf wartet, dass ihm jemand den Ball zuwirft, damit er den kleinen Holzbau zerstören kann. Rollt mindestens einer der Querstäbe runter, bevor es der Schlagmann hinter die Schlaglinie schafft, muss er das Spielfeld leider verlassen.

Nun hat die Schlagmannschaft also nur noch sieben Spieler. Jeder Werfer hat sechs Würfe, ein sogenanntes Over, um seinem destruktiven Können freien Lauf zu lassen. Immer vom gleichen Ende des Pitches auf den gleichen Schlagmann. Nach einem Over wechselt der Werfer, der dann auch auf die andere Seite des Pitches zu dem anderen Schlagmann wirft. Es soll ja keiner überstrapaziert werden.

Ein Schlagmann hat genau drei Minuten Zeit, sich auf einen neuen Wurf vorzubereiten, ansonsten wird er wegen Zeitüberschreitung vom Spielfeld geschickt und – da waren’s nur noch sechs.

Teepause

Beim Kricket gibt es eine offizielle Teepause. Wie und wie oft wirft man beim Cricket eigentlich? Wobei ‘werfen’ eigentlich das falsche Wort ist. Beim Cricket ‘bowlt’ man den Ball. Die Regeln besagen, dass der Wurfarm, sobald er Schulterhöhe erreicht hat, nicht mehr gestreckt werden darf. Was dazu führt, dass er auf dieser Höhe meist schon gestreckt ist. Wer diese Akrobatik nicht beherrscht, sollte nicht mit dem Cricket anfangen, denn alle anderen Wurfarten sind ungültig.

Außerdem darf der Ball den Spieler der Schlagmannschaft nicht über der Hüfthöhe treffen, es sei denn, er hat zuvor den Boden berührt. Praktischerweise erschwert diese Regel dem Schlagmann das Treffen des Balles. Wer kann schon einen Schlag genau kontrollieren, wenn der Ball Millimeter vor den eigenen Füßen auf den Boden prallt und einem entgegenspringt?

Zerstört ein Schlagmann sein eigenes Wicket, etwa weil er unglaublich wütend wird, weil er schon wieder daneben geschlagen hat oder nach vier Tagen Spiel doch die Geduld verliert, ist er draußen und – voilà – da waren’s nur noch fünf.

Das ist jedoch unwahrscheinlich, denn Cricket ist ein sehr zivilisiertes Spiel. Auch auf Behinderung der Feldmannschaft steht Rausschmiss – da waren’s nur noch vier.

Das gleiche Schicksal blüht einem Spieler, wenn er den Ball zweimal berührt. Ein schlechter Schlag ist nun mal ein schlechter Schlag, da kann nicht noch mal nachgebessert werden. Nur noch drei Schlagmänner also.

Es sei denn, der letzte konnte nachweisen, dass er mit dem zweiten Schlag tatsächlich nur sein Wicket verteidigen wollte. Dann darf er drin bleiben. Nehmen wir jedoch an, seine Argumentation war mangelhaft: dann müssen nur noch zwei Spieler beseitigt werden. Das Ende ist nahe, doch es wird kompliziert!

… da waren es nur noch zwei …

Es ist heiß, furchtbar heiß, der Schweiß tropft nicht mehr von der Stirn, er fließt. Vier Tage Spiel liegen hinter den Jungs. Das Gehirn leidet unter der Sonne, der Gleichgewichtssinn auch. So könnte man es sich vorstellen. Der Ball fliegt, der Schlagmann versucht zu schlagen, schwankt, tritt vor die Schlaglinie, trifft jedoch nicht! Der hinter dem Wicket stehende Spieler der Feldmannschaft fängt den Ball und zerstört damit das Wicket, bevor der Schlagmann wieder hinter der Linie ist. O je – da waren es nur noch zwei.

Der nächste Wurf. Die Temperaturen sinken einfach nicht, die Konzentration lässt nach. Der Schlagmann verfehlt schon wieder den Ball, aber sein Bein ist im Weg und wehrt den Ball ab. Schwupps – da ist auch dieser Schlagmann ausgeschieden.

Wenn nämlich der Schlagmann den Ball verfehlt, der Ball aber das Wicket getroffen hätte, wenn er nicht durch den Körper des Spielers aufgehalten worden wäre, dann ist der Spieler ausgeschieden. LBW, “Leg before wicket”, heißt diese Variante, weil es meist das Bein des Schlagmannes ist, das den Weg blockiert. Jetzt ist nur noch einer übrig und das ist das Ende des Innings (so wird der Spieldurchlauf genannt).

Nun tauschen die beiden Mannschaften ihre Aufgaben und absolvieren ihr Innings als Schlag- bzw. Feldmannschaft. Ein Spiel kann aus zwei oder vier Innings bestehen.

1 Auf der Basis eines Artikels von Pia Volk aus dem Jahr 2007 auf der Internetseite der Deutschen Welle. Vielen Dank für die humorvolle Erklärung.

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