Bürokratie

Friedensrichter – eine nützliche Einrichtung

Bei dem Begriff „Friedensrichter“ denkt man im deutschsprachigen Raum an den Wilden Westen und Personen wie Roy Bean, der sich zum Friedensrichter erklärte und sich selbst “das Gesetz westlich des Pecos” nannte.

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Roy Bean – selbsternannter Friedensrichter im Wilden Westen

Der Ursprung der Friedensrichter liegt jedoch in Großbritannien, als Richard I „Löwenherz“ 1195 einige Ritter beauftragte, den Frieden in unruhigen Gebieten zu bewahren. Sie waren dem König gegenüber dafür verantwortlich, dass das Gesetz eingehalten wurde, und sie waren als Custodes Pacis (Bewahrer des Friedens) bekannt. Die Custodes Pacis waren die Vorfahren der Friedensrichter.

Im Laufe der Zeit wurden die Friedensrichter in Großbritannien ermächtigt, Funktionen zu übernehmen, die von der Anhörung und Festsetzung von Straftaten bis zur Genehmigung von öffentlichen Gebäuden reichen.

Friedensrichter (Justice of the Peace – JP) in Australien allerdings spielen heute eine eher begrenzte Rolle und haben wenig mit ihren früheren britischen Kollegen zu tun. JPs wurden ab 1788 in den australischen Kolonien anerkannt und der erste JP wurde nach der Ansiedlung Südaustraliens 1836 ernannt.

Die Rolle des Friedensrichters besteht im Allgemeinen darin, als unabhängiger und objektiver Zeuge Dokumente zu beglaubigen, die man für offizielle oder rechtliche Zwecke benötigt. Die Friedensrichter sind ehrenamtlich tätig und die Dienstleistungen sind kostenlos. Das ist sehr praktisch, da es einem den umständlichen und meist auch nicht billigen Weg zu einem Notar etc. erspart.

In Australien gibt es allerdings keine nationalen JPs. Jeder Staat und jedes Gebiet hat seine eigene Gesetzgebung, um die Ernennung und die Befugnisse der JPs zu regeln. Die Funktionen des Amtes unterscheiden sich von Staat zu Staat und die Anforderungen unterscheiden sich auch zwischen den verschiedenen Gerichtsbarkeiten

Die meisten Staaten bieten im Internet eine Suche nach einem JP in der Nähe an. JPs findet man in der Regel in größeren Einkaufszentren und bei Registergerichten.

Wir selbst haben die Dienste von JPs schon mehrfach in Anspruch genommen, was einfach und unkompliziert ist. Außerdem sind die JPs in der Regel sehr hilfsbereit und freundlich.

Im Bundesstaat Queensland übrigens verfügt ein JP über die zusätzliche Befugnis, Durchsuchungsbefehle und Haftbefehle auszustellen.

Da wird man dann doch wieder ein wenig an Roy Bean erinnert…


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